Erfolgskriterium 2.4.12
Fokus nicht überdeckt (Erhöht)
(Focus Not Obscured (Enhanced) )
[Materialsammlung]
Wenn ein Element den Tastaturfokus erhält, muss es gänzlich sichtbar sein.
WCAG Kontext
Prinzip 2. Bedienbar Operable
Komponenten der Benutzerschnittstelle und die Navigation müssen bedienbar sein.
Richtlinie 2.4 Navigierbar
Stelle Mechanismen bereit, die bei der Nutzung helfen zu navigieren, Inhalt zu finden und den Standort festzulegen.
Verwandte Erfolgskriterien
- 2.4.11 Fokus nicht überdeckt (Minimum)
- Entschärfte Variante in der Konformitätsstufe AA
- Wenn ein Element den Tastaturfokus erhält, muss es zumindest teilweise sichtbar sein.
- 2.1.1 Tastatur
- Funktionalitäten müssen mit wenigen Ausnahmen allein mit der Tastatur bedienbar sein.
- Erfolgskriterium 2.4.3 Fokusreihenfolge
- Die Reihenfolge, in der fokussierbare Elemente technisch und visuell angeordnet sind, muss, wo dies möglich ist, bedeutungsvoll und bedienbar sein.
- 2.4.13 Fokus Erscheinungsbild
- Konformitätsstufe AAA
- Ein Fokusindikator muss ausreichend Größe und Kontrast aufweisen.
Erläuterungen zum Kontext
Das Erfolgskriterium wurde in den WCAG 2.1 neu eingeführt.
Das Erfolgskriterium wurde in den WCAG 2.2 neu eingeführt.
Strukturierende Übersetzung des Erfolgskriteriums
Wenn eine Komponente der Benutzerschnittstelle den Tastaturfokus erhält, wird kein Teil der Komponente durch Inhalt verborgen, der von Autor*innen erstellt wurde.
Englischsprachiger Originaltext des Erfolgskriteriums
When a user interface component receives keyboard focus, no part of the component is hidden by author-created content.
WCAG | Success Criterion 2.4.12 Focus Not Obscured (Enhanced)
Zum raschen Verständnis
Zum Problemhintergrund siehe Erfolgskriterium 2.4.11 # Zum raschen Verständnis.
Zielgruppen
- Sehende Menschen, die auf die Bedienung allein mit der Tastatur, eine Spracheingabe oder andere alternative Bedienungstechnologien ohne Maus und Touch Screen angewiesen sind, können die Komponente besser erkennen, welche den Fokus innehat.
- Menschen mit eingeschränkter Aufmerksamkeit, herabgesetztem Kurzzeitgedächtnis oder Beeinträchtigungen beim Abwickeln von Prozessen sehen deutlicher den Fokus der aktuellen Aktivität.
- Menschen, die mit einer Vergrößerungssoftware arbeiten und dabei vorrangig die Maus verwenden, haben eine höhere Chance, den Fokus aufzufinden.
Screen Reader stellen Inhalte mit deren Semantik dar. Bei deren Nutzung ist daher das visuelle Erscheinungsbild nicht relevant.
Beispiele
Testverfahren
Maschinelle Prüfung
Eine Prüfung mit dem W3C HTML Validator sollte vor jeglicher Veröffentlichung einer Webseite erfolgen. Dieser Validator schlägt auch an, wenn ein img
-Element über kein alt
-Attribut verfügt. Ein fehlendes alt
-Attribut bewirkt, dass ein Screen Reader zur Bildbeschreibung auf den Dateinamen aus dem src
-Attribut zurückgreift, der selten aussagekräftig genug ist.
Tools, die explizit zur Prüfung der digitalen Barrierefreiheit dienen, bieten darüber hinaus keine Erkenntnisse. Noch gibt es keine künstliche Intelligenz, die den Bildinhalt im Kontext erkennen könnte.
Manuelle Prüfung
- Deaktiviere im Browser die Darstellung von Bildern und prüfe, ob die angezeigten Textalternativen hinreichend zum Verständnis von Inhalt und Funktionalität beitragen.
- Suche im Quelltext nach der Zeichenfolge
<img
und prüfe, ob der Wert imalt
-Attribut einen Sinn ergibt.
Es empfiehlt sich, zum Vergleich die Webseite auf einem anderen Rechner oder in einem anderen Browser parallel zu öffnen.
Links zur manuellen Prüfung
- Tasten zur allgemeinen Steuerung
- Die wichtigsten Tasten und deren Standardfunktionen.
- Manuelle Prüfung
- Materialsammlung mit Tipps und Erfahrungsberichten zum Testen für Fachkräfte.
Prüfung durch betroffene Menschen (Peer Evaluation)
Blinde Menschen sind am meisten auf Alternativtexte angewiesen. Sie sind darüber hinaus überwiegend mit mangelhaften Alternativtexten konfrontiert. Vielfach ignorieren sie deshalb grundsätzlich Bilder beim Surfen.
Blinde Menschen sind am meisten auf Alternativtexte angewiesen. Sie sind darüber hinaus überwiegend mit mangelhaften Alternativtexten konfrontiert. Vielfach ignorieren sie deshalb grundsätzlich Bilder beim Surfen.
- Blinde Testpersonen müssen technische und redaktionelle Anforderungen an textuelle Alternativen zu Bildern kennen. Als geschulte und erfahrene Prüfungsfachkräfte können sie bei der Formulierung von Alternativtexten zur Signifikanz und Prägnanz beitragen.
- Blinde Testpersonen benötigen zur Prüfung von Alternativtexten eine sehende Assistenzperson, die beschreibt, was auf einem Bild dargestellt ist. Assistenz ist auch erforderlich, wenn ein Bild redaktionell im Kontext oder technisch in der Reihenfolge der Elemente nicht adäquat dargestellt ist.