Bedürfnisse verstehen
[Materialsammlung]
Bedeutung der Bedürfnisse
Zielgruppen
Es sind vor allem Menschen mit Behinderungen, die spezielle Bedürfnisse an Webseiten und Webtechnologien haben. Sie haben unterschiedliche Anforderungen, um Inhalte wahrnehmen, verstehen und bedienen zu können. Eine Optimierung der Barrierefreiheit hilft darüber hinaus bei schlechten Lichtverhältnissen, vorübergehenden Körperverletzungen oder auf fremdsprachigen Seiten. Und immer mehr gewöhnen sich daran, ihr Gerät mit der Stimme zu steuern.
Barrierefreies Web Design zielt also nicht nur auf Menschen mit Behinderung ab, sondern auch auf temporäre Bedürfnisse, sei es durch Unfall oder außergewöhnliche Situationen. So profitieren Menschen mit Sehbehinderungen ebenso, wie solche, die am Strand ihr Smart Phone bedienen wollen.
Accessibility = Zugänglichkeit oder Barrierefreiheit?
Das englische Wort Accessibility kann mit Zugänglichkeit oder Barrierefreiheit übersetzt werden. Was den Unterschied ausmacht, lässt sich am Bild eines Labyrinths verdeutlichen: Es ist prinzipiell zugänglich, aber gewiss nicht barrierefrei....
- Ich könnte etwas erreichen (Zugänglichkeit) oder ...
- Ich kann etwas erreichen (Barrierefreiheit).
Bedienung ohne Maus
Stellen Sie sich vor, Ihre Maus würde nicht funktionieren. Sie könnten Webseiten nicht mehr ausreichend wahrnehmen und bedien. Menschen mit Sehbeeinträchtigungen oder mit Beeinträchtigungen der Hände oder Finger sind gewohnt, Strategien zur Wahrnehmung und Bedienung von Webinhalten auf diese Weise zu verwenden.
Ohne Maus sind Menschen auf Möglichkeiten der Bedienung mittels Tastatur angewiesen. Damit Webinhalte ohne Maus bedient werden können, sind jedoch Anforderungen an die Webseite und den NutzerInnen gegeben:
- Die Webseite muss grundsätzlich so gestaltet sein, dass alle Inhalte ohne Maus wahrnehmbar und bedienbar sind.
- NutzerInnen müssen über die gegebenenfalls erforderlichen Assistierenden Technologien verfügen und wissen, wie sie mit ihren Browsern und Assistierenden Technologien Webinhalte nützen können.
Wahrnehmung ohne Bildschirm
Wer keinen Bildschirm verwenden kann, ist erst recht auf die Bedienbarkeit ohne Maus angewiesen. Die Tastaturbedienbarkeit vorausgesetzt, sind Softwarelösungen unerlässlich.
Vor allem müssen Screen Reader eingesetzt werden, die nicht nur Texte vorlesen, sondern auch die Semantik von Seitenelementen und Seitenbereichen darstellen. Solche Screen Reader werden vom Menschen mit Sehbehinderung eingesetzt, gelegentlich aber auch von Menschen mit kognitiven Lesebeeinträchtigungen. Auch Navis für das Autofahren verfügen über derartige Funktionalitäten.
Rein oder überwiegend visuelle Elemente, wie Bilder oder Videos, müssen darüber hinaus natürlich über textuelle Alternativen verfügen, die von einem Screen Reader vorgelesen werden können.
Außerdem ist die Reihenfolge der Elemente für das Verständnis der Inhalte von zentraler Relevanz.
Wahrnehmung mit visueller Beeinträchtigung
Es sind vor allem Menschen mit Sehbehinderung, die auf angemessene Schriftgrößen oder Vergrößerungsmöglichkeiten und gute Kontraste angewiesen sind. Schlechte Lichtverhältnisse und kleine Displays machen es aber allgemein schwerer, Webinhalte visuell wahrzunehmen.
Wer auf Grund einer Sehbehinderung mit einem Vergrößerungsprogramm arbeiten muss, erhält visuell nur Seitenteile dargestellt. Es ist in diesem Szenario äußerst hilfreich, wenn Seitenbereiche visuell differenziert dargestellt werden.
Einfache Sprache und einfache Funktionen
Bedeutung einfacher Inhalte
Von redaktioneller Seite sollte immer ein Sprachniveau verwendet werden, das der Zielgruppe entspricht. Auf zweiterblick.at versuche ich beispielsweise technische Zusammenhänge auch für redaktionell Verantwortliche verständlich zu formulieren. Umgekehrt sollten pädagogische Anforderungen auch technisch Verantwortlichen verständlich werden.
Aus dem Kreis der Menschen mit Behinderungen sind es zunächst Menschen mit Lernbehinderungen, die von einer einfachen Sprache und einfachen Funktionalitäten profitieren. Für alle, die nicht aus der pädagogischen Szene sind: Der Ausdruck geistige Behinderung
wird in modernen pädagogischen Konzepten durch den Ausdruck Lernbehinderung
ersetzt.
Weiters profitieren viele Menschen mit Hörbehinderung von einer einfachen Sprache. Für sie ist oft die Gebärdensprache als Muttersprache anzusehen und die Schriftsprache als Zweitsprache. Entsprechend kann der Wortschatz eingeschränkter sein.
Von einer einfachen Sprache profitieren wir alle, wenn wir eine fremdsprachige Seite besuchen. Umgekehrt profitieren von einer einfachen deutschen Sprache nicht nur Menschen mit Lernbehinderungen, sondern auch Austauschstudierende, Gastprofessoren und Gastprofessorinnen. Auch solche und ähnliche Zielgruppen sind in die Überlegungen einzubinden.
Links zu einfacher Sprache und einfachen Funktionen
Bedienung mit manueller Beeinträchtigung
Das Klicken auf einen Link mit der Maus oder auf einem Touch Screen bedarf einer Aktivität mit Fingern und Händen. Was aber, wenn bei der Bedienung motorische Beeinträchtigungen vorliegen?
Motorische Beeinträchtigungen können auf Grund von Lähmungen vorliegen. Sie können jedoch auch bei einem altersbedingten oder altersunabhängigen Tremor (Zittern) auftreten.
Erleichterung schafft etwa eine möglichst große Fläche für Bedienungselemente. Auf zweiterblick.at sind Links in Linklisten etwa über die gesamte Bereichsbreite bedienbar.
Wahrnehmung ohne Lautsprecher
Was würde passieren, wenn Ihr Lautsprecher ausgeschaltet wäre? Sie könnten akustische Warnsignale nicht mehr wahrnehmen. Sie wären dafür von nervigen Hintergrundsounds erlöst. Sie könnten aber auch Videos ohne Untertitel kaum mehr gebrauchen.
Auch Umgebungslärm führt zu Problemen, die schwerhörigen oder gehörlosen Menschen alltäglich passieren: Das Web ist nicht nur visuell, sondern liefert auch akustische Beiträge, die ohne textuelle Alternativen nicht zugänglich sind.
Alleine mit der Stimme (Spracheingabe)
Wir gewöhnen uns immer mehr daran, Geräte und Funktionalitäten alleine durch Sprechen zu steuern, also mit einer Spracheingabe. Dass wir damit teilweise viele Daten weitergeben, stört nicht einmal groß.
Spracheingabesysteme können also nicht nur Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen einen Zugang zur IT eröffnen, sondern wurden mittlerweile zu einem Alltagsprodukt. Damit Webseiten jedoch alleine durch gesprochene Befehle bedient werden könne, müssen die Namen von Links und Schalter n visuell wahrnehmbar sein. Grafiklinks und Icons können da ein Problem darstellen.