Erfolgskriterium 2.1.3
Tastatur (Ohne Ausnahme)
[Materialsammlung]
Funktionalitäten müssen ausnahmslos allein mit der Tastatur bedienbar sein. Legen wir also Maus oder Touch Screen grundsätzlich beiseite.
WCAG Kontext
Prinzip 2. Bedienbar Operable
Komponenten der Benutzerschnittstelle und die Navigation müssen bedienbar sein.
Richtlinie 2.1 Mit Tastatur bedienbar
Mache jegliche Funktionalität für die Tastatur verfügbar.
Erläuterungen zum Kontext
Verwandte Erfolgskriterien
- 2.1.1 Tastatur
- In der Konformitätsstufe A erscheint das Erfolgskriterium 2.1.3 mit einigen Ausnahmebestimmungen.
Übersetzung des Erfolgskriteriums
Die gesamte Funktionalität des Inhalts ist über eine Tastaturschnittstelle bedienbar, wobei keine zeitlichen Anforderungen an die einzelnen Tastaturanschläge bestehen.
Englischsprachiger Originaltext des Erfolgskriteriums
All functionality of the content is operable through a keyboard interface without requiring specific timings for individual keystrokes.
Zum raschen Verständnis
Funktionalitäten auf Webseiten müssen auch für reine Tastaturbedienung, also auch ohne Maus verfügbar sein. Insbesondere komplexere Komponenten, wie verschachtelte Navigationen, Schieberegler und Ähnliches weisen hier häufig Probleme auf.
Die Eingabe sollte auch nicht von zeitlichen Komponenten der Tastatureingabe abhängen. Weder ein Zeitpunkt noch die Dauer des Drückens einer Taste sollte bei der Bedienung von Relevanz sein.
Probleme bei der reinen Tastaturbedienung spiegeln sich übrigens vielfach in Problemen bei der Bedienung mittels Spracheingabe wieder.
Ausnahmebestimmungen in der Konformitätsstufe A (Erfolgskriterium 2.1.1)
Für das Verständnis des verschärften Erfolgskriteriums ohne Ausnahmen ist es hilfreich, die Ausnahmebestimmungen anzuschauen. Diese umfassen beispielsweise:
- Ein Trainingsprogramm, das die Dauer der Eingabe für eine Übung lediglich misst, wäre von diesem Erfolgskriterium nicht betroffen.
- Zeichenprogramme für freihändiges Malen, handschriftliche Eingabe oder Flugsimulatoren für ein Helikoptertraining erfordern allesamt eine feinkörnige und gelegentlich gleichzeitig zeitspezifische Eingabe, bei der die Bewegungsbahn von Relevanz ist.
Zielgruppen
- Blinde und sehbehinderte Menschen, die auf Screen Reader angewiesen sind.
- Menschen, die auf Grund von feinmotorischen Beeinträchtigungen allein mit der Tastatur arbeiten.
Tipps zum Prüfverfahren
Maschinelle Prüfung
Die alleinige Bedienung mit der Tastatur lässt sich mit keinem Werkzeug prüfen. Sollte es punktuelle Ausnahmen geben, nehme ich diese gerne in diesen Artikel auf.
Manuelle Prüfung
Insbesondere komplexe Komponenten, die mit Scripts realisiert sind, müssen mit der Tastatur getestet werden. Dazu zählen beispielsweise:
- Verschachtelte Navigationen.
- Dialogfelder, Warnungen und Tooltipps.
- Formularkomponenten wie Auswahlelemente, Date Picker, Schieberegler, …
- Bildkarusselle.
Links zur manuellen Prüfung
- Tasten zur allgemeinen Steuerung
- Die wichtigsten Tasten und deren Standardfunktionen.
- Manuelle Prüfung
- Materialsammlung mit Tipps und Erfahrungsberichten zum Testen für Fachkräfte.
Prüfung durch betroffene Menschen (Peer Evaluation)
Prüfung durch blinde Menschen
Screen Reader verfügen teilweise über eigene Mechanismen zum Steuern von Komponenten. Es zahlt sich immer aus, erfahrene Personen im Umgang mit Screen Readern in das Testverfahren einzubinden.
Blinde oder sehbehinderte Menschen können unter folgenden Voraussetzungen bei der Prüfung der Tastaturbedienbarkeit eingebunden werden:
- Testpersonen müssen die grundsätzliche Bedeutung von Komponenten kennen.
- Testpersonen müssen die Standardbedienung von Komponenten und Konfigurationsmöglichkeiten des Screen Readers kennen.
- Blinde Testpersonen benötigen zur Prüfung der Tastaturbedienbarkeit eine sehende Assistenzperson, die verständlich macht, wie ein Element visuell und bei der Mausbedienung erscheint.
Es empfiehlt sich bei der Quelltextanalyse für sehbehinderte Testpersonen, zum Vergleich die Webseite auf einem anderen Rechner oder in einem anderen Browser parallel zu öffnen.